Heilung bezogen auf Erklärungsmodell Nr. 1
Erklärungsmodell Nr. 1 bedeutet, dass die Krankheitssymptome durch ein Problem erzeugt werden, mit dessen Lösung sich der Betroffene mit großem Einsatz aber erfolglos herumschlägt. Zu den Bestandteilen des Problems gehört eine negative Vorstellung bezogen auf die Zukunft und ein Verhalten, von dem der Betroffene annimmt, dass es sein Problem lösen würde - eine Annahme, die allerdings falsch ist.
Die negative Vorstellung treibt das Verhalten an. Für eine Heilung der Krankheitssymptome muss diese Verbindung zwischen negativer Vorstellung und getriebenem Verhalten innerhalb der Psyche aufgelöst werden. Der erste Schritt zu einer Heilung besteht deshalb darin, das Verhalten (das heißt die sinnlosen Problemlösungsversuche) einzustellen.
- Für Beispiel 1 „gesunde Ernährung“ würde das bedeuten, die fortgesetzten erfolglosen Versuche einer gesunden Ernährung aufzugeben und zu der Ernährung zurückzukehren, wie sie sich für den Betroffenen mühelos ergibt bzw. wie sie war, bevor der Betroffene beschloss, seine Ernährung auf „gesünder" umzustellen.
- Für Beispiel 2 „Angst vor unheilbaren Krankheiten“ bedeutet es, das ständige an sich Herumsuchen nach Krankheitssymptomen einzustellen und auch die häufigen Arztbesuche zu reduzieren.
Wird das Verhalten tatsächlich eingestellt, intensiviert sich in der Psyche sofort die negative Vorstellung dessen, was nun vermeintlich unweigerlich eintreten wird. Für den Betroffenen erscheint es höchst real so, als würde das Negative, das er die ganze Zeit zu verhindern suchte, nun unabwendbar über ihn kommen.
- In Beispiel 1 ist das die Vorstellung, sich durch die ungesunde Ernährung zu schaden.
- In Beispiel 2 ist das die Vorstellung, an Krebs zu erkranken und zu sterben.
Der Betroffene spürt einen immer stärkeren Druck, zu seinen Problemlösungsversuchen zurückzukehren, um nicht der angenommenen negativen Entwicklung schutzlos ausgeliefert zu sein. In der Psyche entsteht ein enormer Widerspruch: Nichts zu unternehmen, obwohl man glaubt, sofort etwas unternehmen zu müssen, um den erwarteten Schaden abzuwenden.
So wie die Psyche des Menschen im Moment konditioniert ist, würde sie versuchen, diesem Widerspruch auf eine von zwei Weisen zu entgehen:
- entweder in das alte Verhalten zurückzukehren
- oder die negative Vorstellung auf irgendeine Weise zu unterdrücken
Der Weg einer Heilung, den ich hier vorstellen möchte, besteht aber in einer dritten Option, die ganz bewusst neu erlernt werden muss, denn sie gehört nicht zu den gegenwärtig etablierten Verhaltensmechanismen. (Das ist der Grund, warum die Krankheiten als unheilbar erscheinen.)
Der Schlüssel zur Heilung ist, den oben beschriebenen Widerspruch voll bewusst in der Psyche zuzulassen und auszuhalten. Das bedeutet, die Situation auszuhalten, sich dem Negativen ungeschützt ausgesetzt zu sehen. Es handelt sich dabei um einen rein psychischen Vorgang: Das Negative scheint auf den Betroffenen zuzukommen, aber das geschieht nicht wirklich. Das Paradoxe ist nämlich, dass psychische Wahrnehmung und energetische Realität hier diametral entgegengesetzt sind:
- Das eigentlich unwirksame (von einer negativen Vorstellung getriebene) Problemlösungsverhalten schafft in der Psyche die Illusion, eine Lösung zu haben, während sich das Befürchtete aber ganz real entwickelt in Form der Krankheitssymptome.
- Wird das Problemlösungsverhalten eingestellt, scheint für die Psyche das Negative unweigerlich einzutreten, während aber die reale Entwicklung der Krankheitssymptome gestoppt ist.
Wenn es gelingt, das Problemlösungsverhalten einzustellen und den Widerspruch in der Psyche auszuhalten, geschieht etwas äußerst Erstaunliches und Überraschendes. Es kommt zu einem tiefgreifenden Veränderungsprozess:
- Das Konstrukt der als wahr angenommenen Ideen über die Psyche und den Körper organisiert sich um.
- Verhaltensweisen ändern sich mühelos.
- Übertriebene Ängste und falsche Vorstellungen lösen sich einfach auf.
- Der Prozess der körperlichen Heilung beginnt.
Ich weiß, dass diese Behauptung für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, sehr unglaubwürdig klingt. Aber es steht jedem frei, das selbst auszuprobieren und auf diese Weise etwas zu entdecken, das in seiner phänomenalen Wirkung einfach überwältigend ist. Dazu muss man nicht von einer unheilbaren Krankheit befallen sein. Es lassen sich auch andere belastende Probleme des Lebens auf diese Weise lösen, die das oben beschriebene Schema, eines von einer negativen Vorstellung angetriebenen Verhaltens erfüllen. Es handelt sich hierbei um einen sehr mächtigen Erkenntnisprozess, der das Potential hat, viele der momentan unlösbar erscheinenden Probleme des Menschen sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene zu lösen.
Wenn es so einen Erkenntnisprozess gibt und wenn er tatsächlich funktioniert, stellt sich natürlich die Frage: Warum weiß so gut wie niemand davon?
Das liegt an der gegenwärtig verbreiteten Konditionierung der menschlichen Psyche, die sich niemals freiwillig in diese Situation begeben würde: Nichts zu unternehmen, wenn scheinbar unbedingt etwas unternommen werden muss. Die gegenwärtige Konditionierung würde immer entweder das Problem ignorieren oder in irgendeine Art von Aktionismus verfallen: „Hauptsache irgendwas tun“. Aber wenn der Aktionismus von der negativen Vorstellung dessen, was vermieden werden soll, angetrieben wird, dann ist die scheinbare Lösung eine Illusion und verstärkt das Problem nur noch.
Es ist ein Paradox, das für das gegenwärtige Denken des Menschen nur schwer zu erfassen ist:
Wenn der Aktionismus eingestellt wird, hat man das Gefühl, dem eigenen Untergang entgegen zu gehen, aber tatsächlich kommt es zu einem Erkenntnis- und Heilungsprozess. Die Psyche beginnt in diesem Moment auf eine neue Weise zu arbeiten und erhält Zugang zu Informationen über die tatsächlichen energetischen Zusammenhänge des Problems und seine Lösung.
Man könnte auch sagen, dass sich der Informationsstrom umkehrt: Ich hatte ja weiter oben dargestellt, wie sich die negativen Vorstellungen, welche den Aktionismus antreiben, aus der Psyche auf den Körper übertragen und dort in Form von Krankheitssymptomen physisch verwirklicht werden. Im Heilungsprozess hingegen erhält die Psyche Informationen über die tatsächliche Ursache und Lösung des Problems.
Anmerken möchte ich noch, dass der Heilungsprozess in einigen Fällen auch ohne rationale Beteiligung stattfinden kann: Das Verhalten ändert sich, die Symptome klingen ab, ohne dass der Betroffene sagen könnte, was warum geschehen ist.