Beispiel 3: Immer weniger essen macht immer mehr dick
Viele Menschen mit Übergewicht versuchen auf den verschiedensten Wegen zu einem normalen Gewicht zurückzukommen. Für dieses Beispiel nehme ich vereinfachend an, dass die Gewichtsreduktion durch weniger essen erreicht werden soll.
Die Betroffenen versuchen also, weniger zu essen. Das ist das Verhalten, welches das Problem lösen soll. Das Ziel dieses Verhaltens ist ein geringeres Körpergewicht. Dahinter steht der Gedanke, dass die Aufnahme von weniger Kalorien dazu führt, dass der Körper seine Kalorienreserven (das Übergewicht) abbaut. Dieser Gedanke ist theoretisch plausibel und auch theoretisch richtig. Aber es kommt jetzt ein zweiter Effekt hinzu, welcher der praktischen Auswirkung des theoretisch richtigen Zusammenhangs entgegenwirkt:
Die Versuche weniger zu essen werden von der Vorstellung angetrieben, immer dicker zu werden, falls es nicht gelingt, weniger zu essen. Dadurch kommt es zu einem zweiten Effekt:
Der Körper reagiert auch auf eine geringere Nahrungsaufnahme mit Übergewicht, indem er die Verwertung der Nahrung ändert. Selbst wenn es den Betroffenen gelingt, ihre Nahrungsaufnahme zu reduzieren, nehmen sie trotzdem weiter zu. Es gibt eine stetig wachsende Zahl von Menschen, die kaum noch etwas essen und trotzdem übergewichtig bleiben oder sogar immer weiter zunehmen.
Der Körper realisiert auf diese Weise die negative Vorstellung, welche das Verhalten antreibt und macht so den theoretischen Zusammenhang „Abnehmen durch weniger Essen“ zunichte. Der negative Antrieb des Verhaltens führt zu einem Effekt, welcher dem Ziel des Verhaltens entgegenwirkt.
Anmerkung zu diesem Beispiel: Häufig bezieht sich das „weniger essen wollen“ auf ganz bestimmte Nahrungsmittel, die als „Dickmacher“ angesehen werden (z.B. „Schokolade macht dick“). In diesem Fall ändert der Körper auch nur genau die Verwertung dieser Nahrungsmittel. Das ist die „verblüffende Präzision“ bei der Umsetzung der negativen Vorstellungen durch den Körper, die ich eingangs bereits erwähnte.